Das Teehaus
„Für das freistehende Teehaus (Chashitsu oder Sukiya), das getrennt vom eigentlichen Wohnhause errichtet ist, geben wir ein vollständiges Beispiel von etwas reicherer Ausführung … Der Hauptraum, der der Abhaltung des Teezeremoniells selbst dient, enthält drei Matten nebeneinander, mit der Feuerstelle, dem in den Fußboden eingelassenen Ro, das wir früher unter der Form des Kotatsu beim Hausbau Japans bereits kennengelernt haben; an einer Seite liegt das, wie stets üblich, etwas erhöhte Tokonoma. Dieser Hauptraum wird von den Gästen, deren Anzahl kaum mehr wie drei betragen kann, mittels einer niedrigen, vorn rechts angeordneten Schlupftür betreten, die sich durch Verschieben nach links öffnen läßt. An der Eingangsseite befindet sich neben dem Hauptraume ein durch eine Schiebetür – Shoji – von gewöhnlicher Abmessung abgeteilter Raum von nur einer Matte, durch den der Zeremonienmeister seinen Weg nach und von der Teeküche, Mizuya, zu nehmen pflegt. Auf der andern Seite des Hauptraumes liegt noch ein kleiner Raum mit einem an der Decke aufgehängten mehrteiligen Wandgefach; dieser Raum wird durch die sogenannte Ome-Matte ausgefüllt, das ist eine Matte von etwas eingeschränkter Längenabmessung, wie sie bei fast jedem Chashitsu vorzukommen pflegt. (Ome heißt wörtlich „großes Auge.“) Zwischen diesem und dem Hauptraume befindet sich die sogenannte „Mittelsäule,“ Nakabashira, die in ihrem unteren Teile völlig frei steht, und zu der man meist einen eigentümlich gewachsenen, möglichst knorrigen oder sonst absonderlich geformten Baumstamm zu verwenden pflegt. In der äußeren Ecke des Hauses, zur Seite neben dem Eingange für die Gäste, ist oben das Schwertgestell, Katana-Kake, zum Ablegen der Schwerter, deren jeder Edelmann der alten Feudalzeit bekanntlich stets zwei bei sich führte.
Die Teeküche mit der Waschbank befindet sich im vorliegenden Beispiele hinter der Tokonoma-Nische, seitwärts neben der gedielten, vorn offenen Veranda, Yengawa, die diese Seite des Häuschens abschließt. In der Teeküche, in der allzeit die peinlichste Ordnung und Sauberkeit herrschen muß, sind eine Anzahl eiserner oder Bambus-Nägel und -Haken und hölzerner Wandborde zum Unterbringen des erforderlichen Teegeschirrs, sowie zum Aufhängen der zahlreichen Geräte angebracht, die beim Abwaschen und Vorbereiten des Teegeschirrs und zum Reinigen der Räume Verwendung finden; der Fußboden ist gewöhnlich durch dünne Bambusstäbe gebildet, zwischen denen das verbrauchte Wasser leicht ablaufen kann.
[Innenausstattung:] Die Innenwände sind in ihrem unteren Teile meist mit hellfarbigem Papier bespannt, so daß ein lichter Sockelstreifen, Koshi-bari genannt, d. h. wörtlich „Lendenputz,“ entsteht, während die darüber befindlichen glatt geputzten Wandflächen grau, gelb, grünlich oder hellbraun gestrichen sind. Sowohl für die äußeren als auch für die inneren Ansichten springt die überall zur Geltung kommende absichtliche Unsymmetrie und eine gewisse Willkür in der architektonischen Gestaltung ins Auge, die meines Erachtens der reizvollen Wirkung des Ganzen keinesfalls Abbruch tut. Die in chinesischen Schriftzeichen ausgeführte Inschrift auf dem oberen Wandbrette deutet „Zufriedenheit“ und dürfte bezeichnend sein für den philosophischen Sinn, der dem ganzen Teezeremoniell zugrunde liegt.
[Garten:] Die aufgeführten Baulichkeiten sind in den kunstgerecht angelegten Gärten für das Teezeremoniell untereinander stets durch schmale, mit grossen glatten Felssteinen belegte Fußpfade verbunden, auf denen man auch bei nassem Wetter sich einigermassen trockenen Fußes bewegen kann. Diese Fußpfade sind, den früher erwähnten Grundsätzen des japanischen Gartenbaus entsprechend, mit anmutigen Krümmungen angelegt und führen an Baum- und Felsgruppen und einigen der nie fehlenden Steinlaternen vorbei, die in der grossen Mannigfaltigkeit ihrer architektonischen Formen einen besonders reizvollen Schmuck des japanischen Teegartens bieten.
Der Zierabort des Innengartens war ursprünglich für den ausschließlichen Gebrauch einer besonders vornehmen, hochgestellten Persönlichkeit unter den Gästen bestimmt, dient aber nach gegenwärtigem Brauche nicht mehr diesem Nutzzweck, sondern wird ausschließlich als eine Art Zierbau für den Garten errichtet und angesehen. Daß ein Abort um seiner selbst willen als ein bauliches Ziermotiv verwendet wird, erscheint allerdings für unsere abendländischen Empfindungen etwas absonderlich und ist wohl nur zu verstehen, wenn man sich die erwähnte geschichtliche Entstehung dieses Brauchs ins Gedächtnis zurückruft.
Baltzer, Franz; Das japanische Haus; 1903, S. 67-70.
Teehaus-Beispiele
Stil der Tee-Räume
Im 15. Jahrhundert änderte sich der hauptstädtische Baustil. Mehr und mehr wurden zuerst die Wohnungen der Mönche, dann die der Krieger im sog. Shoin-Stil gebaut, d. h. die Häuser als ganzes erhielten einen besonders ausgestalteten, überdachten Eingang, Genkan genannt, und in den Repräsentations-Zimmern wurde eine Bildnische, Tokonoma genannt, ein mehrstufiges Wandbrett mit eingebauten Schränkchen, Chigai-dana genannt, und ein besonderes Erkerfenster nach dem der neue Stil benannt ist, Shoin, eingebaut. In derartige Räume wurden nach und nach die Teeversammlungen verlegt. Um die endgültige Grundform der heutigen Teezeremonie heraus zu kristallisieren, waren aber noch eine besondere Persönlichkeit und ein neues Gerät notwendig.
Schöpfer dieser Form war Noami (1397–1471). Er nahm beim sechsten Ashikaga-Shōgun Yoshinori die Stellung eines Dōbō ein. Dōbō bedeutet soviel, wie „Helfer in Kunstsachen.“ Sein Beitrag bestand in der sinngemäßen, auf tiefgründigen Kunststudien beruhenden maßvollen Ausgestaltung und Ausschmückung des neu in Verwendung gekommenen Tee-Raumes. Sie ist abgesehen davon, daß sie die Ausgestaltung der Adelswohnungen bis zum Ende der Edo-Zeit bestimmte, auch heute noch für die feierlichsten und festlichsten Formen der Teezeremonie – wenn auch in leicht abgewandelter und vereinfachter Form – gültig. Daraus ist dann, als letzte Vereinfachung das weltbekannte, sog. Tee-Zimmer, (jap. chachitsu), genauer Koma genannt, entstanden.
Die entscheidende Ergänzung zu dieser neuartigen Raumausstattung bildete das Gerät oder vielmehr der Gerätsatz, der nunmehr für die Teebereitung festgelegt wurde. Er heißt Daisu, bzw. Daisu-kazari, ein zwei- bzw. vierbeiniger Tisch mit einer oberen und unteren Platte, aus verschieden lackiertem Holz oder Bambus, der in zehn verschiedenen Formen überliefert ist; auf seinen beiden Platten werden die für die Teebereitung notwendigen Geräte aufgebaut. Das Daisu-Gerät hatte zuerst der Zenmeister Nambo Shomyo 1267 aus China mitgebracht und es wurde in den Tempeln zuerst für buddhistische Tee-Opferzeremonien verwandt.
Die endgültige Ausformung und prägnante Sinngebung erhielt die Teezeremonie durch Murata Shūko (1423–1502) und den Teemeister Takeno Jō’ō (1502–1555; 武野紹鴎). Erst zu Jō’ōs Zeit wurden Blumen im Teeraum benutzt, dabei hielt er eine einzige für ausreichend. Ebenso auf ihn gehen die kleinen (ca. 16 m²) Teehaus-Gärten und die tsuchikabe, mit Lehm verputze Wände, zurück. Das Werk seiner Lehrer wurde von Sen-no-Rikyū (1522–1591) zur letzten Vollendung gebracht. Die beiden letzgenannten experimentierten auch mit kleineren Tee-Räumen, statt 4½, nur noch mit 3 Tatami. Rikyū bevorzugte im letzen Lebensjahrzehnt gar 2-mattige Räume (3¼ m²), wovon man in den nachfolgenden Generationen wieder abkam. Furuta Oribe (1544–1615; 古田織部) führte den Wechsel zwischen kusari no ma und dem Teeraum ein. Gerätschaften, die er verwendete, waren innovativ. Er ließ völlig andere Geräte als bisher produzieren: Die auch heutzutage beliebte Kutsugata‐Chawan, die „schuhförmige“ Teeschale, ist ein Beispiel dafür. Sein Schüler Ueda Sōko (zeitg. Biographie: Sōko Ōden, 宗箇翁伝) baute kurz nach seiner Ankunft in Hiroshima 1615 einen 4¾ Tatami großen Teeraum, der durch elf Fenster sehr hell war. Mit Honami Koetsu († 1637) begann die Mode der selbstgefertigten Teetassen (Rakuyaki-Stil).
Der Tee-Raum im von Rikyū geschaffenen Stil, der von ihm ursprünglich zur Schaffung der Kunst des „wabi“ vorgesehen war, ist nur eine aufs einfachste eingerichtete schmale Hütte, die allerhöchstens fünf Personen Platz bietet. Es fehlen fast alle Gegenstände, die Farben sind einfach, um nicht zu sagen dürftig bezw. trostlos. Ziel ist es „die Farbe zu töten“ (Auf die doppelte Bedeutung von 色, wörtlich: „Farbe“ „Form“ und ihren tieferen Hintergrund im Zen [vgl. 色界, rūpadhūta „Welt der Form(en),“ im Ggs. zu 無色界, „Welt ohne Form“ (Leere) kann hier nicht eingegangen werden.).
Die meisten wirklich berühmten, klassischen Teehäuser sind Teil von Rinzai-Tempeln und Palästen. Erste kleine „Grashütten“ (soan) bauten allerdings wohlhabende Händler in Sakai bereits im frühen 15. Jahrhundert in den Bereichen hinter ihren doch sehr beengten Stadthäusern.
Türen und Fenster werden im traditionellen Stil gehalten, bestehen aus dünnen Holzleisten (oft Zeder), die mit durchscheinendem Japanpapier beklebt sind (Shōji). Dies streut das Licht gleichmäßig im Raum, ermöglicht aber keinen Blick nach außen. Der Boden liegt erhöht, um ihn trocken zu halten.①
Roji (露地), deutsch „taubedeckter Boden,“ ist die Bezeichnung für die speziell um/für Teehäuser errichteten Gartenanlagen (Gartenbautheorie als solche war den Japanern dieser Zeit nicht fremd. Die theoretische Grundlage einer kosmozentrischen Anlage findet sich schon um 1050 im Sakuteiki, das Tachibana no Toshitsuna’s (1028-94, 橘俊綱) zugeschrieben wird. (dt. Takei Jirō; Sakuteiki oder die Kunst des japanischen Gartens; 2004; ISBN 9783800144969.) und den speziell angelegten Pfad hindurch. Kenner sehen an der Zahl der Gehwegplatten (tobi-ishi), ob es sich um einen Pfad der „Senke“ oder der „Oribe“ handelt. Eventuelle Moosflächen sollten keinesfalls betreten werden. Ausgestaltung des Roji-Konzepts samt zugehöriger spezieller Steinlaterne, Oribe-dōrō, geht auf Sen’s Nachfolger, als Teemeister des Shōguns Hidetada, Furuta Oribe (1544–1615), einem Daimyō, zurück. Nach ihm ist auch ein Keramikstil (織部焼) benannt. (Oribe wiederum hatte unter seinen Schülern Kobori Enshū, 1579–1647, und Honami Kōetsu einen der vielseitigsten Künstler seiner Zeit.) Furatas Konzept des „Geschmacks“ (suki) wurde später von Sen Sotan (1578–1658) mit dem Ideen seines Großvaters über das nüchternere wabi zum dominierenden Teestil vereinigt.
Teehäuser der Katsura-Villa
Bedeutende Teehäuser
- Der „Vater aller Teeräume“ ist der Dōjinsai (同仁斎) in der Tōgu-dō (東求堂) des Gingaku-ji, (銀閣寺, offiziell Jishō-ji 慈照寺) welcher ab 1482 als Ruhesitz für Ashikaga Yoshimasa gebaut wurde.
- Im kyotoer Kōdai-ji (高台寺) sind das Iho-an des reichen Kaufmanns Haiya Shoeki und das Onigawara-Seki genannte Häuschen.
- Nur nach Anmeldung beim kaiserlichen Hofamt zugänglich sind die Gärten der kaiserlichen Villa Katsura-rikyū.
(桂離宮) In diesen befinden sich das Gepparō (月波楼), Shōka-tei (賞花亭, 2 ⨉ 1½ ken), Shōkin-tei
(松琴亭), das im Stile des Teemeisters Kobori Enshū (1579–1647) erbaut ist sowie das formal weniger strenge, größere Shōi-ken (笑意軒). Jedem ist eine bestimmte Jahreszeit zur Nutzung zugeschrieben. Prinz Hachijō Toshihito, der den Bau des Katsura veranlaßt hat, soll den an einer Seite offenen Shōka-tei aus seiner Imadegawa-Residenz hierher verlegt haben. Von Mitgliedern der kaiserlichen Familie entworfene Teehäuser bezeichnet man als kizoku-gonomi, die meist den rustikalen Sōan-Stil nachbilden, jedoch feiner ausgeführt sind. - Im Hakusasonso-Garten, (白沙村荘) mit seinen schönen Teichen ist das Isui-tei des Malers Hashimoto.
- Exquisit klein ist der nur zwei Tatami große Teeraum des Tei-an (待庵) im Myōki-an von Yamazaki. Mit Vorraum (次の間, tsugi-no-ma) in der Größe einer Tatami-Matte, die im Unterschied zur üblichen Ausführung einen Holzkern besitzt (板畳, itadatami); einstöckig, Schindeldach im kirizuma-zukuri-Stil, dazu ein Pultdach über dem Eingang; ältestes erhaltenes Teehaus in Japan, entworfen von Sen no Rikyū. Japanischer Nationalschatz.
- Auf dem Gelände des Gyokurin-in (玉林院 Teil des weitläufigen Daitoku-ji) sind zum einen das im nüchternen Wabi-Stil gehaltene San-an-Teehaus (蓑庵) entworfen von Kounoike Ryōei, in dem sich noch der Kasumidoko-seki-Teeraum (霞床席) befindet sowie im angrenzenden Jukō-Tempel der Kan'in-no-seki-Teeraum (閑隠席), errichtet 1566 von Miyoshi Yoshitsugu.
- Im Nara-ken ist das Jikō-in (慈光院) erbaut von Katagiri Iwaminokami Sadamasa, Gründer der Sekishu-Teeschule, zum Andenken an seinen Vater Katagiri Sadataka.
- Das 1618 im Shoden-in des Kennin-ji (Kyoto) erbaute Teehaus Jo-an (如庵) schuf Oda Uraku. Es ist mit Schindeln gedeckt. Der Teeraum ist 2½ + ¾ Tatami groß. Dieser Stil heißt nijohan-daime. Vor dem Furo des Wirtssitzes ist ein Mittelpfeiler errichtet und durch eine Bretterwand geteilt. Es gibt fünf Fenster an der Wand. Zwei Stellen an der Wand sind Uraku-mado aus Bambus. Dazu kommt eine drei Tatami große Vorküche (Mizuya). 1873 wurde das Häuschen innerhalb des Tempels zum Eigan-an (永源庵) verlegt. 1908 kaufte es der Chef von Mitsui. Man schaffte es das Gebäude ohne Zerlegung in seine Villa bei Tokio zu transportieren. Takamune Mitsui ließ es 1938 in seine Villa in Oiso (Kanagawa) bringen. Kleinere Anbauten außen stammen aus dieser Zeit. Es ist seit 1936/51 Nationalschatz und seit 1972 an seinem gegenwärtigen Standort im Uraku-en von Inuyama (Aichi-ken).
- Das Hasso-no-seki (八窓席) hat eine Teestube mit drei Tatami. Entworfen worden sein soll es von Kobori Enshū auf Wunsch von Suden (崇伝, 1559–1633). Untersuchungen haben gezeigt, daß eine älteres Häuschen umgebaut wurde. Statt der acht Fenster, wie man aus dem Namen schließen könnte, gibt es nur (noch) sechs. Davon ist eins über dem Nijiriguchi und drei an der Nordseite. Am Südende der Ostseite befindet sich das Toko und auf der Nordseite die Temaeza mit Tatami-Matten. Die Temaeza hat eine zentrale Säule und eine Seitenwand. Das Nijiriguchi befindet sich am Nordende der Westseite aber nicht wie gewöhnlich in der Ecke des Teezimmers plaziert, sondern etwa zwei Shaku von der Ecke entfernt. Auf der Südseite sind zwei Fusuma-Schiebetüren. Die Fertigstellung war laut 本光国師日記 1628. Das im Konchi-in (Sakyō-ku von Kyoto) stehende Teehaus ist „bedeutendes Kulturgut.”
- Yodomi-no-seki (淀見の茶席 = Yodomi-no-chaseki) oder Yodokan-no-seki war der Name, den der 1685/6 der Stifter im Tempel Saion-in (西翁院), Fujimura Yosen (藤村庸軒, 1613–99. Adoptiert in die Tuchhändlersippe Fujimura. Er war mit der Tochter Sen Sōtans verschwägert und lernte den Teeweg von den Größen der zweiten Generation. Er praktizierte auch im Tennunzue-tei (天然図画亭), das heute noch in Otsu am Ufer des Biwa-Sees steht.) dem dortigen Teehaus gab. Die Anlage, ursprünglich im Auftrag des Fujimura Gembei (?–1597) erbaut, gehört heute als Nebentempel des Konkaikōmyō-ji (金戒光明寺 in Kyoto) zur Jōdō-Sekte und ist nicht öffentlich zugänglich. Das Teehaus nannte der Teemeister Ono Yozan. (小野庸山, 1735-79) Shiun-an (紫雲庵) Währen der Edō-Zeit nannte man es auch Horogu-an (反古庵). Es wurde zur Sanierung 1973–76 komplett zerlegt, dabei verbreiterte man das Fenster. Der Teeraum hat drei Matten, die Mizuya vier. Heute spricht man schlicht vom „Saion-in Teehaus“
(西翁院茶室), es ist ein „wichtiges Kulturgut.“ - Toyotomi Hideyoshi ließ für repräsentative Teezeremonien den transportablen, weitgehend vergoldeten Ōgon no chashitsu (黄金の茶室) schaffen, der 1586 bei seiner Amtseinführung als Kampaku erstmals dokumentarisch erwähnt ist. Er kam auch im Jahr darauf bei der großen Kintano-Teemeisterversammlung (北野大茶湯) zum Einsatz. Das Original existiert nicht mehr, es gibt jedoch mindestens fünf mehr oder weniger authentische Nachbauten.
- Erst 1779 gebaut wurde das Meimei-an (明々庵) für den Daimyō Matsudaira Harusato (松平治郷, 1751–1818) in Matsue. Er entwickelte seine eigene Art der Teezeremonie, die Fumai-ryū (不昧流; = Fumai-ko). Das Häuschen wurde in die hauptstädtische Residenz der Sippe verlegt, dann 1928 nach Izumo, dem Stammsitz der Matsudairas. Seit 1966 befindet es sich wieder in Matsue, oberhalb der Burg. Das von einem dicken Strohdach bedeckte Meimei-an ist ein äußerst gut erhaltenes Beispiel eines Teehauses im Stil der Irimoya-Zukuri-Architektur (入母屋造).
- Masuda Takashi (益田孝, 1848–1938), Gründungspräsident von Mitsui Bussan, 1876, galt zu Lebzeiten als einer der bedeutendensten Teemeister; die Tradition pflegte er gerne mit dem Präsidenten der Mitsukoshi-Kaufhauskette. Mit einigen anderen an der Erhaltung der Teezeremonie interessierten Geschäftsleuten gründete er 1895 das Daishikai. Zusammen mit den beiden Nachgenannten gilt Masuda als einer der „drei Teemeister von Odawara.“ (小田原三茶人. Der Ausdruck wurde erst 1988 durch eine Ausstellung im Museum von Odawara geprägt.) In seiner Residenz Suzumigai (掃雲台 im Ortsteil Itabashi 板橋. Er wohnte hier nachdem er 1914 in Ruhestand ging. Von dem rund 90 Hektar großen Anwesen haben sich keine Bauten erhalten.) erbaute er 1906 sein Teehaus. Ebenso im Ort baute 1918 der Chef (野崎廣太 genannt 野崎幻庵) der Zeitung Nagasaki Shimpo (中外商業新報) in seinem Ruhesitz ein Teehaus. Dessen Familienmitglieder verstarben ohne Erben 1938–40, die Anlagen verfielen. Ab 1946 pflegte Shōka Tei (松下亭 später 老欅荘 Rōkyosō) bis zu seinem Tode 1971 die Tradition wieder. Dessen Wohn- bzw. Teehaus ist heute Museum. Auch Nozaki’s Teehaus (葉雨庵) hat man dort wieder aufgebaut.
- Ursprünglich auf Verlangen von Tokugawa Iemitsu im kyotoer Nijō-Schoß errichtet wurde die Chōshūkaku-Hütte vom Teemeister Sakuma Sōgen. Zunächst an Madame Kasuga vererbt, wurde der Bau mehrmals verlegt. Letztendlich gelangte er während der Taishō-Ära in den Besitz des Seidenhändler Hara Sankei (= 原富太郎), der ihn in seinem Garten (三溪園) in Yokohama aufstellen ließ. Dorthin verbrachte man auch das Shunsōro (春草廬), das Oda Nagamasu (織田長益, 1548–1622; auch bekannt als Gengorō, Yūraku (有楽) bzw. Urakusai (有楽斎), Teename: Sōshō I.; 1588 als Johannes getauft. Jüngerer Bruder des Oda Nobunaga, Meisterschüler Rikyū’s. Der von ihm begründetet Teeweg war die Sansai Uraku-ryū.) zugeschrieben wird. Es wurde 1922 erweitert.
- Das Shunsoro
ursprünglich erbaut als Hütte für den Händler Kawamura Zuigen (1618–699) in Edo, hat eine kleine Odyssee hinter sich. Zunächst nach Ōsaka verbracht, gelangte es ebenfalls in den Sankai-en in Yokohama. An Matsunaga Yasuzaemon weiterverkauft stellte er es 1937 in Saitama im Garten seiner Yanase-Villa auf. Diese vermachte er 1948 komplett dem Nationalmuseum, das 1959 die Aufstellung des Teehauses auf seinem Gelände in Ueno veranlaßte. Bereits vor dem Krieg hatte dort das „Teehaus mit sechs Fenstern“ (Rokuso-an) gestanden. Es stammt aus dem Jigen'in des Kofuku-ji in Nara; erbaut im Stil des Kanamori Sōwa (1584–1656). 1875 ging das transportiernde Schiff unter. Im Pazifikkrieg abgebaut, Sept. 1947 wieder aufgestellt. Drei weitere Teehäuser im Park des Museums (Nur im Frühjahr, Mitte März bis Mitte Mai, und Spätherbst jeweils etwa sechs Wochen von 10–16 Uhr der Öffentlichkeit zugänglich.) sind: Okyokan, Kujōkan und Tengo-an. Letzteres Häuschen ist ebenfalls weitgereist. Ursprünglich erbaut in Rokujizo (Fushimi) von Kobori Enshū. Verlegt in den Jakko-ji in Kyoto erbte es Watanabe Kiyoshi, der es 1878 im Tokyo-Asabu aufstellen ließ. Es wurde vom Eigentümer der NYK-Reederei Mihara Shigeyoshi gekauft, gelangte dann an den Gründer des Pharmakonzerns Sankyō, Shiobara Matasaku. Dessen Witwe vermachte es 1963 dem Museum. - Der Hakko-an (八窓庵) stand ursprünglich in der Burg von Nagahama. In der frühen Meiji-Ära in den Engyū-ji (円教寺) des Dorfes Kawasaki verlegt. 1919 an den Geschäftsmann Mochida Keisuke verkauft und 1925 in dessen Residenz in Sapporo aufgestellt. Seit 1936 Nationalschatz. 1971 von der Stadt in den Nakajima-Park verlegt. Das für den Winter errichtete Schutzdach brach im März 2005 unter Schneelast zusammen. Die Restaurierung wurde im Oktober 2008 abgeschlossen.
- Das Teehaus Kojin-dō im Park der Villa des Nezu Ka'ichirō (根津嘉一郎, † 1940; Präsident der Tobu-Eisenbahngesellschaft) im tokioter Stadtteil Aoyama (青山). Ungewöhnlich ist nicht nur der metallenen Phoenix am Dach, sondern auch das im Tokugawa-Stil gehaltene Vordach. Im Park des 2006-9 neu gebauten Nezu-Museums (根津美術館) steht heute ein anderes Teehaus.
- Die Vorbilder japanischer Teehäuser sind seit langem die Zentren der Urasenke und Omotesenke; z. B. beim Ninna-ji (仁和寺) in Kyoto, der zugleich Sitz der Omuro-Schule des Ikebana ist. Auf dem Tempelgelände befinden sich der 4½ Tatami große Raum Ryōtaku-tei. Erbaut als Wohnhaus vom Maler Ogata Korin (1658–1716); in den 1830ern an diese Stelle verlegt. Als Vorbild soll das 1618 erbaute Teehaus „Jō-an“ des Oda Uraku gedient haben, dieser war ein jüngerer Bruder von Oda Nobunaga. Ebenfall im Tempel ist das in den 1790ern gebaute Hito-tei, die jeweils von Gruppen ab 5 Personen nach Voranmeldung gegen Gebühr besichtigt werden können.
Nahe beieinander gibt es das Museum des Chadō Research Center (茶道総合資料館) samt angeschlossener Spezialbibliothek. - Keine fünfzig Meter weiter ist das Omotesenke Senke-kaikan (表千家 千家会館). Das Grundstück der Omote-senke betritt man durch ein Tor im Stil eines Daimyōhauses der Tokugawa-Ära. Hinter diesem ist ein von knapp zwei Meter hohen Hecken umsäumter Vorhof. Erst durch das kleine Roji-mon gelangt man in den eigentlichen Garten. Der auf dem Gelände dieser Schule ursprünglich stehende Fushin-an (Der Name ist hergeleitet vom Zenvers 不審花開今日春, Fushin hana hiraku konnichi no haru, Geheimnisvoll öffnen sich die Blüten - heute ein Frühlingstag. Von Sen zuerst nur 1½ Tatami groß gebaut, auf Wunsch Hideyoshis vergrößert zu 2¾.) brannte 1788 ab. Er wurde erst 1913 als Zangetsu-tei wieder augebaut.
- Das 1913-4 gebaute Tenrai-an (天籟庵) wurde in jungen Jahren von Mirei Shigemori (1896–1975, 重森三玲. Er war 1929 an der „Erklärung für ein neues Ikebana“ (新興いけばな宣言) beteiligt. Seit 1936 hat er Feldstudien von Gärten im ganzen Land durchgeführt und durch Feldstudien von 500 berühmten Gärten beschrieben. Seit 1939 erschien dazu seine Enzyklopädie Nihon Teien Shi Zukan (日本庭園史図鑑), die auf 33 Bände anwuchs. Er wirkte hauptsächlich als Gartendesigner. auf dem Grundstück seines Vaters entworfen. Die Teestube ist 4½, die Vorküche 3 Tatami groß. Seit 1969 steht es im Hachimangu-Schrein von Yoshikawa. Der Gartenboden ist aus Beton, weil man Pflanzen und Moos nicht pflegen wollte.
- Kinjiro Kitamura, (北村謹次郎, 1904-91) Großhändler hochwertiger Bauhölzer ließ 1939–44 auf seinem 1950 m² großen Grundstück das Shikunshin-en vollkommen im klassischen Sukiya-Stil bauen. Dazu gehörte auch ein Teehaus, genannt Chinchiri-ren. In den Nachkriegsjahren war die Anlage requiriert. Sie wurde nach Rückgabe 1963 umgebaut. Seit 1977 ist hier auch das Kitamura-Kunstmuseum, das im Frühjahr und Herbst öffnet. Neben 33 Kunstwerken nationaler Bedeutung ist man auf Teegerätschaften spezialisiert. Das Teehaus ist gelegentlich zugänglich.
- Lediglich kurz hingewiesen werden kann auf die nach dem Krieg geschaffenen Teeräume moderner Architekten wie Fujimori Terunobu, (*1946; vgl. Fujimori Terunobu no chashitsugaku, 2012 藤森照信の茶室学 日本の極小空間の謎, ISBN 9784897377049) die manieristischen Bauten des Shirai Seiichi (1905-83 白井晟一) mit seinen ungewöhnlichen Fensterformen oder Kuma Kengo (*1954; 隈研吾. Dabei muß man nicht unbedingt der Ansicht sein, daß Objekte wie das im Juli 2007 am Schaumainkai 17 in Frankfurt aufgestellte 32 m² große „Teehaus“ ein solches ist. Es sieht eher aus wie eine aus weißem Luftmatratzenplastik geschaffene, erdnußförmige Blase. Weiteres auf: kkaa.co.jp) der eher Kunst mit unüblichen Materialien schaffen will.





























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